Atelier 9¾

A - Z

• Format:
• Verlag / Selbstverlag
• Standort(e):
• Deutschland, Darmstadt
• Seit:
• 2012
• Kontakt:

• atelier-neundreiviertel.de

• Ansprechpersonen / Akteur*innen:
• Cai Schmitz-Weicht (Texterin), Ka Schmitz (Illustratorin)
• Sprache, in der hauptsächlich publiziert wird:
• Deutsch, Englisch
• Geschichte:

• Cai Schmitz-Weicht und Ka Schmitz hatten nicht vor, einen Verlag zu gründen. Aber als 2010 das älteste gemeinsame Kind in die Kita kam, war es das erste Regenbogenkind weit und breit. Irgendwann fragte eine Erzieherin, ob die Eltern nicht ein Bilderbuch zum Thema empfehlen könnten. Konnten sie nicht. Auch nach der Recherche nicht. Die Texterin und die Illustratorin machten also selbst eines und in einigen durchwachten Nächten entstand „Hallo, wer bist denn du?“, eine Gute-Nacht-Geschichte, die nichts erklärt oder rechtfertigt, sondern einfach von der kleinen Katze, ihrer Mama und ihrer Mami erzählt. Das Büchlein wurde auch von anderen Kindern geliebt und schien damit zu schade für die Schublade. Die Autorinnen druckten also die ersten 40 Stück im Copyshop. Bald kam ein weiteres kleines Buchprojekt dazu und so entstand dann Atelier 9 ¾ - der Name eine Hommage an die Gleise, Bücher und Räume, die es doch gibt, obwohl alles dagegen zu sprechen scheint. Erst nach und nach nahmen sich die beiden auch teilweise als Verlegerinnen war. Website, Vertrieb und Versand – alles wird selbst erledigt. Dass Ressourcen für große Auflagen, für schöne Drucke und Marketing fehlen, schränkt die Reichweite ein. Es fehlt die Zeit für diese Herzensbücher. Aber dennoch: Allein die Geschichte der kleinen Katze wurde inzwischen über 500 Mal bestellt, das betrachten die Autorinnen des kleinen Selbstverlags durchaus als Erfolg. Und weitere Projekte warten nur darauf, endlich aus der Skizzenschublade in die Reinzeichnung zu wechseln. Die Reaktionen auf ihre Bücher beschreiben beide als sehr unterschiedlich. Viele Leser*innen schätzen die einfache Sprache und unkomplizierte Herangehensweise. Aber es gibt auch immer wieder Hass-Mails aus rechten Kreisen. Besonders das Buch zum Thema Transelternschaft wird immer mal wieder heftig angefeindet.

• Inhaltlicher Schwerpunkt:

• Atelier 9 ¾ ist bisher ein reiner Selbstverlag und hat Kinderbücher und Comics publiziert. Familien- und Geschlechtervielfalt ist der Schwerpunkt der Arbeit, aber das kann sich auch noch ändern. Das Buch, an dem die Autorinnen gerade arbeiten, geht eher in eine andere Richtung, wird diese Themen aber mitbehandeln. Alle Bücher sollen Spaß machen, Platz bieten für Herzensthemen – und Leerstellen zu füllen beginnen, die die bestehende Bilderbuchlandschaft mit sich bringt.

• Organisation und Entscheidungsfindung:

• Der Verlag - das sind Ka Schmitz und Cai Schmitz-Weicht. Manchmal gibt es Kooperationen mit anderen Personen oder Verlagen. Gearbeitet wird im Büro, wo auch die (selbstständige) Lohnarbeit ihren Platz hat. Weil diese an erster Stelle stehen muss, gibt es Arbeitstreffen fürs Atelier unregelmäßig, oft auch zwischen Tür und Angel. Dafür sind die Entscheidungswege kurz und gemacht wird das, worauf beide gerade am meisten Lust haben. Der Vertrieb funktioniert in erster Linie über die 9 ¾ Website. Einige Buchläden oder Internetvertriebe mit LSBTIQ*-Schwerpunkt haben die Bücher ebenfalls im Programm.

• Finanzierung und Unterstützung:

• Den Druck der Bücher und Materialien finanzieren die Autorinnen privat, über den Direktvertrieb kommen die Druckkosten langfristig wieder rein. Die Arbeitszeit fürs Schreiben, Zeichnen und für den Versand kann daraus nur zu einem kleinen Teil bezahlt werden. Unterstützend sind vor allem Freund*innen, die die Bücher loben, Blogger*innen, die darüber schreiben und Netzwerke wie die Veranstaltung »Queeres Verlegen«, die sich dafür interessieren. Die österreichische Stiftung Hil-Foundation finanzierte das Buch »Esst ihr Gras oder Raupen«, das aber bei einem anderen Verlag erschien, um eine größere Reichweite zu erzielen.

• Bedingungen und politische Situation:

• Atelier 9 ¾ ist ein reiner Selbstverlag und ein Hobby-Verlag in dem Sinn, dass dieses Projekt nicht das Geld für Miete und Stromkosten einbringt. Die Macherinnen haben dadurch viele Freiheiten – aber neben Familie und Lohnarbeit wenig Zeit für die Verlagsarbeit. Vernetzung, Marketing, Vertrieb und Austausch passieren deshalb nur in ganz kleinen Schritten.

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